Wein,
Weib und Gesang am Mönch
Schon wochenlang schleiche ich um die von mir auserkorene
Wand herum. „Entdeckt“ habe ich sie bei einer Begehung des Südostweges.
Damals fiel mein Blick auf die noch undurchstiegene Wand links neben der
Prismakante. Der erste Blick zeigte unten eine griffige, leider auch leicht brüchige
Rippe bis zu einen kleinen Überhang. Dort mutmaßte ich die Schlüsselstelle,
denn darüber zogen gute Platten bis zu einen kleinen Felsköpfel. Unter dieser
potentiellen Schlüsselstelle mußte ein Ring rein. Schlingen, das war mir klar,
gab es dort nicht, aber da gab es ja jetzt den Skyhook...
Ende Juli wie so oft konnte ich Jörg von „meiner“ Wand
begeistern und wir tobten los. Dort angekommen kletterten wir erst mal bis zum
1. Absatz des Südostweges, um uns die Sache von Nahen anzusehen. Schnell waren
wir uns einig:Schon unter den kleinen Überhang musste ein Ring, um das
Aufschlagen vor den kleinen Überhang zu verhindern, worüber dann der zweite
Ring kommen sollte.
Nach dieser Betrachtung erzählte mir Jörg von seinen sehr
„erfolgreichen“ Skyhook -Versuchen, welche in Bodennähe immer zu den
gleichen Ergebnis führten
à
Ausbruch. Derart moralisch gestärkt stieg ich los, da mir der erste Part
zufiel. Ohne größere Probleme erreichte ich den geplanten Ringstandort. Eine
Bandschlinge um die Zacke und eben noch der Skyhook als moralische Unterstützung.
Das Schlagzeug hochgezogen und das muntere Hämmern ging los. Kaum steckte der
Kronenbohrer, machte sich die Zacke unter einem grausam knirschendem Geräusch
auf den Weg ins Tal. Angstvoll krallte ich mich am Felsen fest und belastete
vorsichtig den Skyhook und dieser saß fest auf der Leiste, als wenn es so seien
müßte. Nach weiteren mühseligen Rumhämmern, moralisch etwas am Boden, ließ
ich mich dann auf den Boden herab und übergab Jörg den Hammer. Dieser stieg
ohne Probleme bis zum Skyhook und setzte sich ohne zu Zucken in Selbigen. Nach
einer Viertelstunde forderte er Ring und Blei ein. Ja der Ring war da, aber
Blei...
Mist, das Blei lag wahrscheinlich bei Torsten im Auto und
dieses stand in Erlangen.
Nachdem ich Jörg die Nachricht schonend übermittelte,
warf dieser nicht mit dem Hammer nach mir, sondern verwies locker auf meine
allseits bekannte Schlampigkeit und leider hatte er diesmal recht, aber nur
dieses Mal. So endete dieser erste Versuch doch nicht ganz erfolgreich.
Am nachfolgenden Tag tauschte ich dann den Kronenbohrer
gegen den Ring aus, diesmal schon etwas entspannter im Skyhook hängend.
Nun, am nächsten Mittwoch rollte der nächste Großangriff,
moralisch gestärkt durch die anwesenden Frauen, Martin und Obelix. Obelix, auch
„Radio Schmilka“ genannt, da er häufig Zimmerlautstärke mit Großkonzerten
verwechselt, begrüßte uns in Unterhose mit Handy in der Hand beim Pinkeln. Zum
Glück reichte er uns nicht noch die andere Hand zum Begrüßen. Flugs wurde
eingestiegen. Jörg erreichte ohne größere Probleme den 1. Ring und stieg zügig
zum kleinen Überhang. Dort konnte er gut den schon gut getesteten Skyhook
verwenden, welcher nach kurzem, schon bekanntem Knirschen, bombenfest lag. Nach
kurzen „Vermessungsarbeiten“ konnte Jörg den Ring versenken (Blei war sogar
da) und kam zum Absatz zurück, um mir den Vortritt zu lassen. Durch den Ring
gut gesichert, konnte ich moralisch gestärkt die Schlüsselstelle gut überwinden.
Die Moral hielt auch noch fünf Meter an, dann hörten die Platten und der Mut
auf und mein Leben hing an einer einlitzigen Kevlarschlinge. Scheiße und kein
Skyhook mit. Unter größeren Mühen machte ich mich an den Abstieg und
meine Unterarme hatten Popeye-Format. Dank meiner nun am Nullpunkt angelangten
Kraftreserven war mein Elan erst mal gebremst. Selbst Obelix, der vorher noch
rumdrängelte war ruhiger geworden. Die Frauen maulten rum und der Abend
nahte...
Doch dann stand Jörg auf. Einer der Erstbegeher berichtete: „Noch Stück Brötchen stopfte er sich in den Mund, noch einen tiefen Schluck aus der Bierflasche, und einen wehmütigen Blick warf er ihr zu, als er sah, dass sie darüber leer geworden war, dann stieg er los. Wir drei unten auf den Absatz aber sahen uns mit hellen Augen an, denn wir wussten, jetzt wird’s das ist Freund Jörg’s Kampfesstimmung, das ist seine große Form (Ähnlichkeiten mit anderen Berichten sind zufällig). Mutig stieg er höher und höher, am Ende der Platten behängte er alle vorhandenen Platten mit Bandschlingen, vielleicht fand er das schön und setzte sich wiederum in den Skyhook, der abermals gute Dienste leistete. Nach einer halben Stunde und einem kaputten Hammer stieg Jörg nun weiter zum Felsköpfel und zum Absatz vom Fehrmannweg. Der Rest war schnell geklettert, als Letzter erreichte Obelix den Gipfel. Der Wegname war schnell gefunden, obwohl für Wein eigentlich Bier stehen müsste. Nachdem wir uns alle gefreut hatten, seilten wir in die drohende Dunkelheit, wo wir von den Frauen freudig empfangen wurden, mit Kommentare wie: Kommt ihr auch schon“, „Jetzt müssen wir im Dunklen zurück“, „Beeilt euch wenigstens beim Umziehen“ u.s.w. Aber wir standen über den Dingen und blickten auf einen schönen Tag und einen schönen Weg zurück.
Alex
Nun noch die Ergänzung von Obelix:
so weit ganz gut, ABER, man sollte vielleicht erwähnen, daß
ohne Handy kein Martin diese Tour mitmachen hätte können, da er annahm bei dem
Wetter würden wir eh nicht einsteigen und heil froh darüber war einen Menschen
dieser Expedition überhaupt zu erreichen.
Diesen Punkt finde ich aus reiner Selbstverteidigung, wegen
Handysperre am Felsen ziemlich wichtig, da es nicht Obelix Handy war, sondern
das Handy seiner Frau war.
Mit dem Pinkeln das ist so i. O. ABER, Obelix rannte nur in
Unterhosen rum, weil er nun endlich einmal beweisen will wie man aus einem 110
kg Exilsachsen wieder einen resozialisierten von den Imperialisten vollgefütterten
Heimatsachsen mit momentan 80 kg macht und der durch intensives Aufbautraining
so langsam an seine alten Tugenden wieder anknüpft. Meiner Meinung nach gelingt
ihm das immer besser und die letzten Leistungen haben es auch bewiesen.
Man sollte vielleicht auch noch erwähnen, das Obelix mit
zwei Frauen auf fast allen vieren den Geierpfad Richtung Rosel in absoluter
Dunkelheit männerhart und tollkühn gemeistert hat, was ihn fast an den Rand
der Verzweifelung getrieben hat, denn die Frauen wollten einfach nicht so
richtig Vertrauen in Obelix und dem von ihm vorgeschlagenen Weg schenken, zumal
keiner bereit war 12 Wildschweine zu bezahlen, damit der Hunger von Obelix
endlich gestillt wird.