Schnell ins Gebirge
Ohne Frage, es war ein Freitag voller Motivation, die Ideen quollen nur so aus uns heraus, Kletterziele über Kletterziele. Es war das typische Sandstein-Frühlingsgefühl aufgekommen.
Am
Telefon vereinbarte ich mit Stefan das Ziel „Lehnsteigtürme“, au ja, dort könnte
man jede Menge leckerster Wege klettern. Auch die anderen Freunde, Peter,
Gerald, Steffen, alle wollten sich am Samstag dort einfinden. Treff 8:30 (scheiß
spät) bei mir zu Hause und dann nichts wie los.
Noch
am Freitag Abend rief Stefan an, er könne frühestens kurz nach 9 bei mir sein.
Er hatte KATZENFUTTER gekauft und zu Hause festgestellt, dass die Verkäuferin fälschlicher
Weise 10 Euro zu wenig Wechselgeld rausgegeben hatte. So vereinbarte er (es war
bereits Ladenschluss), dass er das Geld am Samstag noch schnell früh holen würde.
„Erschwerend“
kam hinzu, dass sich noch Daniel zwischengeschaltet hatte, er wollte gerne am
Wasaplatz abgeholt werden, weil er dort die beste Bahnanbindung hatte. Scheiße,
das sind mindestens noch mal 5 Minuten Umweg....
Samstag,
9:15 Uhr:
Zum
Glück kommt Stefan, entgegen seiner Norm relativ pünktlich, doch was ist das,
er will doch nicht tatsächlich jetzt erst seinen Rucksack packen. Diese 2
Minuten werden zur Qual, aber es ist gerade noch erträglich.
Dann
geht es zum Wasaplatz, Anja darf heute nicht fahren, dass ist sonnenklar, eine
durchschnittliche Tempodifferenz von mindestens 10 km/h hätte unglaubliche
Folgen. Wie schon im nächtlichen Alptraum erlebt, ist Daniel natürlich noch
nicht am Treffpunkt. Hat er verpennt, oder was ist hier los, wir sind doch schon
später als vereinbart.
Es
gibt nur eins: Ich muss mich ablenken, also renne ich zur Sparkasse und drucke
einen Kontoauszug, als ich wieder draußen bin, ist immer noch kein Daniel zu
sehen. Erleichtert fällt mir ein, dass ich ja noch Fotos abzuholen habe, gleich
drüben im DM-Markt. Als ich da wieder rauskomme, fährt gerade eine Straßenbahn
der Linie 13 ein, das Objekt der Begierde, unsere Herzen schlagen schneller, die
Anspannung steigt ins Unermessliche. So ähnlich muss die Aufregung bei einer
Geburt sein, wenn man erwartet, wer da nun zum Vorschein kommt.
Gar
nichts kommt, kein Daniel steigt aus. Eigentlich müsste man jetzt losfahren,
schnellt es uns durch den Kopf, aber wie würde es dann Daniel ergehen, falls er
doch noch kommt. Der Griff zum Telefon verrät uns, dass er losgefahren ist.
Also noch eine letzte Chance, wir warten noch bis zur nächsten 13.
Das
warten ohne etwas zu tun ist die Hölle, der ganze Tag schnellt an einem vorüber.Lieber
säßen wir jetzt im Auto und würden einen Umweg fahren, da hat man wenigstens
das Gefühl, dass es voran geht. Sage und schreibe 9:50 Uhr trifft die 13 ein,
in der auch Daniel sitzt. 9:50 Uhr, jetzt hätte man sich eigentlich schon längst
einbinden können.
Wie
um diese Uhrzeit nicht viel anders zu erwarten, stockt der Verkehr auf der
Bundesstraße, Scheißdreck, gottverdammter Scheißdreck.
Bad
Schandau, nur noch fix die Straße nach Schmilka, am Ortseingang parken
und hochwetzen.
....nichts
fix, die Straße ist komplett gesperrt, Bauarbeiten, keiner darf
nach Schmilka. Was tun??? Am liebsten jetzt in die Sonne setzten, Bier
trinken und alles vergessen? Nein, wir müssen nach Schmilka, koste es was es
wolle, wir haben ja schließlich wichtige Ziele.
Also
fahren wir zurück, wir müssen das Unternehmen von der anderen Elbseite her
aufrollen. Als uns an der Brücke ein Schild (von der Sonne angestrahlt) anlächelt
und uns vermitteln will, dass Krippen, Reinhardsdorf und Schöna gesperrt seien,
droht die gesamte Insassenschaft durchzudrehen. Hier gibt es jetzt tatsächlich nur eine
einzige Lösung: Zigaretten anzünden und trotzdem weiterfahren.
Wie
sich herausstelle, sollte dieses Schild wohl nur einen Massenfahrzeugstrom
verhindern. Jedenfalls kamen wir bis Schöna.
So,
wir sind also in Schöna, das Auto steht im Parkverbot und wir müssen lediglich
noch nach Schmilka an der Elbe zurücklaufen, um dort anzukommen, wohin man von
Dresden mit der S-Bahn in 55 Minuten fährt. Dann kommt noch die Fährüberfahrt
und der „geringfügige“ Anstieg zu den Türmen.
Auf
dem Wurzelweg kam uns dann noch der Gedanke, dass wir ganz bestimmt ein Schild
vorfinden „Vogelbrut – betreten verboten“.
Andererseits
hatten wir aber höllisches Glück, dass nicht die Fähre wegen Hochwasser noch
gesperrt war.
Um
die Sache kurz zu beenden, wir hatten einen herrlichen Klettertag mit
„Lolawand“, „Schwarzer Streifen“ und „Zebrastreifen“. Stefan konnte
sogar noch „Satisfaction“ für sich verbuchen.
Und
am Abend boulderten wir an der Silberwand in den Sonnenuntergang hinein......
Klettermaxl