Männerglücklichmacherinnen
Um Männer, die Bergsteigen
gehen, glücklich zu machen, muss man sie bergsteigen lassen.
Um Kletterer, wie wir es
sind, glücklich zu machen, muss man sie einfach nur klettern lassen.
Gampers Conny und meinem
Grauschöpflein gelang dies.
Auf einer Insel, klein und
kalkig und griechisch und fest, auf Kalymnos, wo man den Eindruck gewinnt, als
lebten die Insulaner ausschließlich von den Kletterern dieser Welt.
Denn:
Die müssen mit der Fähre
herübergeschippert werden.
Dann erfreuen sich Taxifahrer
an den Rucksackmenschen,
der Bergausstatter im Ort,
die vielen Mopedverleiher,
die Straßen-Szenekneipen, die
Allesverkäufer in ihren Lädchen und die Vermieter von Kleinstwohnmöglichkeiten
mit Kocher hinter der Tür, knarrenden Liebesliegegelegenheiten und dem Nebengelass
mit Dusche und Fallvorrichtung, Morgenaußensitz mit aufgehender Sonne hinterm
Bergrücken und Abendaußensitz auf der anderen „Studio“-seite mit griechischem
Wein, Brandung unter uns und Sonnenuntergängen hinter der felsenbergbekrönten
Silhouette der Nachbarinsel.
Nach den ersten Kletteraustobetagen
klang aus beiden ehefraulichen Mündern: Morgen klettern – nein! Du auch morgen
klettern – nein!
Nächtliche Kompromisssuche,
allein.
Am Morgen ist mir Gampers
Zustimmung schon mal sicher. Ja das ginge so.
Rüber fähren auf Telendos,
wir Seil und Exen behangen zu dieser markigen Felsenkante, die bereits beim
allabendlichem Weingenuss immer so anziehend auf uns wirkte, und die Mädels
wanderbeschuht auf zur Bergeshöh und
oben dann auf der Insel höchster Spitze der Vierertreff mit Gipfelkuss.
So besprochen und
beschlossen.
Die schöne Felsenkante
entpuppt sich mehr als breite Wand, kamin- und rissdurchzogen, gut gesichert
und, vorausgesetzt man findet immer den richtigen durch Haken markierten
Weiterweg, gut kletterbar.
Na, 6b war’s nicht, aber wo
sollen die dort auch je Risskletterei gelernt haben.
Endlich „Berg Heil“ und
ausbinden und noch paar Höhenmeter und
schon die Erleuchtung: Oben ist noch lange nicht oben.
Und dann dauert’s eben noch,
vom Vor- zum Mittel- und wieder runter
und dann endlich auf dem Hauptberge mit betonierter Gipfelmarkierung und ohne
Gipfelkuss, dafür aber einer halbvollen Trinkflasche: Klasseweiber, unsere.
Endlos bergab, ohne Weg,
manchmal ein Steinmann und immer stachlige Gewächse um die Waden. An der
Einsiedelei haben wir uns dann wieder. Glocken läuten und weiter geht’s zu
viert bergab ans Meer.
Herrlich. Ach was sind wir
glücklich. Wir erkletterten, sie „erstachelwanderten“ sich den Berg, wir fünf
Seillängen im tollen Fels, sie Verhauer
im Gestrüpp, Wiedersehen, Dankeschön, Baden in der Ägäis, Überfahrt und Wein
und Fisch und griechischer Salat und Fisch und Wein.
Ach, was seid ihr für
prächtige Weiber, richtige
Männerglücklichmacherinnen.
Klaus Zimmermann
Zurück