Jahreserste
auf den Baustein
Es
sollte eigentlich ein faules Wochenende werden. Draußen gab es Regen und noch
dazu Nassschnee ohne Ende, brrr. Aber es kam anders:
Freitag
abends schrillte das Telefon und ein hochmotivierter Kletterkumpel aus Südschweden
(für Unkundige, auch als Rügen bekannt) kündigte sein Kommen für das
Wochenende an, „ ...und natürlich machen wir eine Jahreserste.“. Ja, wie
denn bei dem Mistwetter, aber egal ich sagte zu.
Am
Abend kam er dann und mit dem Wein, den wir zu uns nahmen, klang die Sache schon
ganz gut:
„Es
wird schon gehen“, „Nassschnee steht gut“, „Vielleicht regnet es so
stark, dass der Schnee weg ist“ u.s.w.
Am
Morgen stellte sich außer den Kopfschmerzen auch der Schneeregen ein, aber es
ging los. So gegen Elf standen wir dann auf der Ostrauer Scheibe und bewunderten
den herabrieselnden Regen, Schei... Aber mein Kletterkumpel
trieb zum Aufbruch. Na gut, bis zur Torsteinboofe ging es ganz gut, Schneewaten
im Tiefschnee. „Aber wir sind alleine“: meinte das übermotivierte
„Etwas“, ja warum wohl. Nun
kauerten vier Gestalten unterm Überhang und trotzten den Sturm, der nun immer
mehr auffrischte. Na gut, wenigstens Glühwein trinken und siehe da, die dummen
Ideen und die Motivation kamen zurück. „Der Baustein müsste gehen, immerhin
im Windschatten und eigentlich auch nicht hoch...“. Gesagt getan, auf ging es.
Vor Ort sah die Sache allerdings nicht noch toll aus. Die Elefantenrutsche
machte ihren Namen alle Ehre, Schnee bis oben hin. „Lass uns erst mal zum Ring
bauen“. Das ging, schnell eingehängt und ... Ja und, nix. Verzweifelte
Versuche die weitere Strecke zu putzen scheiterten ca. 1,5m Meter darüber. Dort
lag kam das Band, ja welches Band. Die Erinnerungen, welche im Sommer dort ein
Band gespeichert hatten täuschten, da war nichts. Also, letzter Versuch, Bauen
am Ring und versuchen den Rest der Strecke zu putzen. Aber Pustekuchen, mehr als
einen halben Meter wurde nicht gewonnen. Also, Abseilen. müde, deprimiert und
abgekämpft schleppten wir uns zurück, nur mehrere Bier konnten unserer Trauer
wegspülen. Das war’s, endlich unter die Dusche und vergessen.
Vergessen,
ja das hat bis Mitte der Woche geklappt. Gibt es nicht doch eine Möglichkeit?
Immerhin wurde beim Sondieren ein Baum an der Nordwestecke festgestellt und
vielleicht könnte man dann vom Baum zum Ring und weiter über das geneigte Gelände
zum Gipfel vordringen. Gedacht, gesagt, getan. Nun zogen wieder diesmal nur drei
motivierte Kletterer `gen Baustein. Nur unseren Südschweden, hatten wir leider
nicht dabei, sondern gegen Martin ausgetauscht und Gabi wollte unverständlicherweise
den sinnlosen Treiben nicht noch mal beiwohnen.
Bald
standen wir wieder unterm Baustein. Nach eingehender Lektüre wurde der Weg als
"Widdersteig" identifiziert. Auf ging es, von den Schultern vom Doktore erreichte
ich den Spalt zwischen Baum und Fels. Mit mühsamen Handklemmern arbeite ich
mich ächzend nach oben. Endlich konnte ich mich auf den Absatz unter den Ring
schwingen. Gut geschafft, aber der Weiterweg sah nicht sehr leicht aus. Am Ring
waren es noch zwei Meter steil und
erst dann legte sich die Wand zurück. Mühsam kämpfte ich mich, mehrmals der
Schwerkraft nach unten folgend, an Farnbüscheln haltend, nach oben, bis ich
halbwegs gemütlich auf einen Reibungstritt stand. Der Weiterweg sah nicht
besser aus. Das „Gipfelschneefeld“ fing erst ein Meter über mir an und von
unten grüßte der Absatz. Vorsichtig trat ich ins nasse Farn und hielt mich an
kleinen Grasbüscheln fest. Langsam belastete ich den Schuh. Huuff, er hält,
schnell weiter oben in den Schnee gegriffen und endlich konnte ich die Füße in
den Schnee stellen. Der Rest ging glatt. Juhu, der Gipfel war erreicht. Mein
Jubel erreichte den Wanderweg, wo einige verstörte Wanderer sich sicherlich
fragten, wie man im tiefsten Winter auf irgendwelche Felsen steigt und sich darüber
auch noch freut. Schnell erreichten der Doktore und Martin den Gipfel. Beim
unseren Gipfelbucheintrag stellten wir noch fest, dass uns die 7. Begehung
gelungen war. Nun konnte der Tag beim Glühweintrinken und Bouldern in der Müllersteinboofe
ausklingen.
Alma